Biographie
MICHAEL HELTAUSchauspieler, Rezitator, Sänger, Entertainer. Im deutschen Sprachraum gibt es wohl kaum einen vielseitigeren Künstler als den aus dem bayerischen Ingolstadt gebürtigen Wahl-Österreicher, der schon als Kind in das Salzkammergut kam, wo er auch die Schule besuchte. Nach Absolvierung des Reinhardt-Seminars in Wien debütierte er in Würzburg, von wo ihn Fritz Kortner an das Münchner Residenztheater holte. Es folgten das Theater in der Josefstadt in Wien, das Schillertheater und das Theater am Kurfürstendamm in Berlin, das Hamburger Schauspielhaus und das Thaliatheater. Von 1959 bis 1961 gastierte er bei den Ruhrfestspielen und seit 1964 regelmäßig bei den Salzburger Festspielen.
„Ich würde mich eher als Bühnenmenschen denn als Schauspieler bezeichnen", sagte Michael Heltau einmal in einem Interview. Und das ist richtig. Sein Talent besticht vor allem anderen durch seine unglaubliche Vielseitigkeit.
Michael Heltau ist Schauspieler und Entertainer. Er fährt auf jedem Bein eine Karriere und wird doch nicht aus der Spur des Erfolgs getragen. Kein Neid verfolgt ihn. Er wird bewundert, ja verehrt. Er gilt als der „österreichischeste" Schauspieler des ganzen Burgtheater-Ensembles, dem er seit mehr als vierzig Jahren angehört.
Bei den Salzburger Festspielen spielte er im JEDERMANN den guten Gesellen. Dann war er der Bassa Selim in Giorgio Strehlers Inszenierung von Mozarts ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL. Die Begegnung mit Strehler hat Heltau immer als eine seiner wichtigsten künstlerischen Erfahrungen bezeichnet. In Wien feierte er die größten Erfolge seiner Laufbahn. Er war Orlando (in WIE ES EUCH GEFÄLLT), CARLOS und Tellheim (in MINNA VON BARNHELM) im Theater in der Josefstadt, HAMLET und ROMEO am Volkstheater. An der „Burg" profilierte sich Heltau in den siebziger und achtziger Jahren als der Hauptrollendarsteller schlechthin, und zwar gleichgültig, ob es sich um Klassiker oder um moderne Stücke handelte. Er war Schnitzlers melancholischer ANATOL, Hofmannsthals sensibler SCHWIERIGER und Pinters sinistrer Lenny in HEIMKEHR, der temperamentsprühend-skurrile Dadaist Tristan Tzara in Stoppards TRAVESTIES und der elegant undurchsichtige Baron Laborde in Hermann Brochs AUS DER LUFT GEGRIFFEN. Und schließlich Schillers WALLENSTEIN. 1973 und 1974 war Heltau König HEINRICH VI. in Strehlers furioser Shakespeare-Inszenierung DAS SPIEL DER MÄCHTIGEN bei den Salzburger Festspielen und 1975 am Burgtheater. Es folgte RICHARD II. von Shakespeare. Die Zusammenarbeit mit Giorgio Strehler fand eine Fortsetzung bei Goldonis TRILOGIE DER SOMMERFRISCHE am Burgtheater. Außerdem spielte er, auch wieder bei Strehler, den Mackie Messer in einer französischsprachigen Aufführung von Brechts DREIGROSCHENOPER in Paris.
Im Burgtheater war er als HEINRICH IV. im gleichnamigen Stück Pirandellos, als weltfremder Privatgelehrter Protasov in Gorkis KINDER DER SONNE und in der Titelrolle von Anton Tschechows ONKEL VANJA zu sehen. Peter Shaffers AMADEUS brachte ihm einen Serienerfolg ohnegleichen als Mozart.
Nach einem fulminanten Gastspielerfolg als Dr. Jura in DAS KONZERT von Hermann Bahr am Wiener Volkstheater spielte und sang er den Bluntschli im Theater an der Wien (HELDEN, HELDEN) und erhielt dafür die begehrte Kainz-Medaille.
Hiermit begann für Michael Heltau ein geradezu kometenhafter Aufstieg in der Showbranche als kongenialer deutscher Interpret der Lieder und Chansons des Belgiers Jacques Brel, dessen anspruchsvolle Texte er wie kein anderer theaterwirksam zu singen und zu spielen versteht. Ein Genre für sich bilden seine meist in Eigenproduktion herausgebrachten Fernseh-Shows; aus sehr persönlichem Anliegen entstanden, verknüpfen sie Show-Szene mit Theaterbühne, und sind als solche inzwischen legendär geworden: „Auf d'Nacht, Herr Direktor" - „Aber jetzt, Herr Direktor" - „Meine Leute" - „Classical" - „Meine Zeit". Für das ZDF gestaltete Heltau jahrelang den populären „Liedercircus", der Chansons aller Stilrichtungen eine Arena bot.
Anläßlich seiner ersten Solo-Auftritte 1965 entstand die erste seiner vielen Schallplatten-Aufnahmen: DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER von Goethe. Beim „Kulturfest Weimar" war er erstmals 1990 mit seinem Goethe-Programm im Goethe-Theater Bad Lauchstädt und im Goethe-Haus am Frauenplan zu Gast. In der Folge wurde er Mitglied des Kuratoriums dieser Festspiele. Außer Texten von Goethe hat Michael Heltau auch Rilke, Gottfried Benn und zuletzt mehrfach Joseph Roth im Tonstudio interpretiert.
Seit 1993 konnte Michael Heltau für über zehn Jahre einen Sensationserfolg bei Publikum und Presse als Professor Higgins in MY FAIR LADY an der Wiener Volksoper verbuchen und gastierte in dieser Rolle auch im Berliner Metropoltheater. Ebenfalls an der Volksoper war er Honoré Lachailles in dem Musical GIGI.
Seine Solo-Chanson-Programme NOCH EINMAL, HERR DIREKTOR! und IM RAMPENLICHT dankte ihm das Publikum in den Opernhäusern von Wien, Berlin, Frankfurt, Hamburg etc. mit standing ovations.
Laut Pressestimmen war sein Zauberer Cotrone in Pirandellos DIE RIESEN VOM BERGE, Giorgio Strehlers letzter Burgtheater-Inszenierung, „der Höhepunkt seines künstlerischen Wirkens". Anläßlich der Wiener Festwochen 2001 wurde Heltau berufen, die legendäre Strehler-Inszenierung von Mozarts LE NOZZE DI FIGARO mit Riccardo Muti am Pult der Wiener Philharmoniker mit neuen Sängern lebendig zu machen und im Geiste Strehlers behutsam in unsere Zeit zu holen. Heltau: „Im Geiste Strehlers zu arbeiten, heißt mit Menschen zu arbeiten." Ein aufsehenerregender Erfolg im Theater an der Wien, der ihn danach als Regisseur an die Mailänder Scala und zu den Opernfestspielen von Ravenna brachte.
Mit seinen Operetten-Programmen „Operette sich, wer kann" und „Bruder Leichtsinn"
gastierte Heltau höchst erfolgreich im Wiener Ronacher, in der Volksoper und im Theater an der Wien.
2007 ist Heltau mit der musikalischen Show STATT ZU SPIELEN ins Burgtheater zurückgekehrt, eine Reverenz an dieses Haus, die bejubelt wurde und es auf über zwanzig Vorstellungen brachte.
Der seit 2010 im Akademietheater gezeigte Solo-Abend I BRAUCH KAN PFLANZ wurde ebenso zum großen Erfolg bei Publikum und Presse. Im März 2012 hatte seine neue Burgtheater-Produktion ES IST IMMER JETZT Première und erhielt enthusiastische Kritiken. 2014/15 sorgte sein Programm DAS WAR'S, HERR DIREKTOR! (wiederum mit den Wiener Theatermusikern) im Akademietheater und im Theater an der Wien für volle Häuser. 2017/18 kam das mittlerweile 34. Soloprogramm EINEN BLAUEN BALLON MÖCHT' ICH HABEN! im Burgtheater heraus.
Schon als junger Schauspieler mit dem Karl Skraup-Preis geehrt, nahm er neben der Kainz-Medaille den Goldenen Rathausmann der Stadt Wien entgegen und wurde 1986 zum österreichischen Kammerschauspieler ernannt, dem die Stadt Wien ihre höchste Auszeichnung mit der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens ausdrückte. 1993 wurde Heltau der jüngste Doyen des Wiener Burgtheaters und erhielt 2001 vom österreichischen Bundespräsidenten das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen. 2003 wurde er mit der Ehrenmitgliedschaft des Burgtheaters, 2004 mit der Ehrenmitgliedschaft der Wiener Volksoper ausgezeichnet. 2005 erhielt Heltau den „Nestroy" für sein Lebenswerk. 2006 wurde ihm das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 2008 verlieh ihm die Wiener Mozartgemeinde, deren Präsident er durch viele Jahre hindurch gewesen ist, den Mozart-Ring. 2010 erhielt Heltau den eigens für Ehrenmitglieder des Hauses geschaffenen Burgtheater-Ring.